Versuch eines Ankommens nach zweiwöchiger Auszeit 3.9.2021
Ich war einige Wochen drauße.
Jetzt bin ich eine Woche wieder da.
Die Struktur auch in der Gemeinde kommt langsam wieder:
Die erste Dienstbesprechung aus allen Arbeitsbereichen gab es nun in der Friedenskirche, wie es hier mit der Heizung wird ist noch nicht bekannt, trotzdem wollen wir hier – dem einzigen unbeschädigtem Gebäude wieder mit der Gemeindearbeit beginnen. Die Ideen reichen von Begegnungen mit Kerit, Ansprechpartner für Gespräche, Kaffee und Lunch to go möglichst von Mo – Fr von 10.00 bis 15.00 Uhr
Die Jugend soll sich mit ihrer Mitarbeiterschaft da treffen (zur Zeit beim Jugendleiter zu Hause) Musikalische Angebote sollen hier ihre Heimat wiederfinden (Kindermusical, Gospelchor, Posaunenchor, Kantorei, Kinderchor) aber auch Theater. Konfirmandenunterricht und Gottesdienste. Sehr herausfordernd, was auf engstem Raum geschehen soll.
Wenn möglich sollte im Gemeindehaus der große Saal und der Blaue Saal sowie die verschiedenen Hilfsgüter und geretteten Sachen soweit zusammengeräumt werden, dass das Gemeindeamt wieder an zentraler Stelle aufmachen kann – zur Zeit werden dort Anträge zur Soforthilfe der Diakonie entgegen genommen – fast 450000 € wurden schon verteilt. Außerdem sollen wieder Teile des großen Saals möglichst im Oktober der Gemeindearbeit wieder zugeführt werden. Wie es mit Heizung und Toiletten gehen kann steht noch in den Sternen.
Dass in Zusammenarbeit mit der Stadt das Mehrgenerationenhaus mit der Ev. KiTa Arche Noah, der Arbeit des Seniorennetzwerkes und Katholischer Familienbildungsstätte wieder in Gang kommt, hängt von verschiedenen Begebenheiten ab. Strom und Wasser sind mittlerweile wieder da.
Die unterste Etage und Keller ist wie überall entleert, entkernt, leergeräumt, wird zum teil noch gereinigt, desinfiziert – bevor wieder aufgebaut werden kann muss alles trocknen.
Anfang September soll es Angebote in Zusammenarbeit mit der Familienbildungsstätte für Familien / Generationen mit kleinen Angeboten geben.
Vermutlich draußen auf dem Parkplatz.
Die Kindertagesstätte soll am Mitte September mit 50 Plätzen in der ehemaligen mittleren Etage und in Räumen der FBS eine Heimat finden, der Rest der Kinder wird vermutlich in Karweiler verbleiben, ob sie ab Oktober in Containern? unterkommen ist noch offen.
Wann die Senioren sich wieder organisieren, hängt auch davon ab, ob sich neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter finden, die in der Stadt wohnen. Sehr viele der ehemaligen Anbieter sind evakuiert oder zeitweise außerhalb der Stadt.
Die ersten Beerdigungen fanden und finden statt. Vorher wurde seitens der Gemeindeseelsorger versucht zu Angehörigen von allen bei der Flut getöteten Kontakt aufzunehmen. Viele werden auswärts beerdigt.
Seit Wochen versuche ich gezielt in meinem Pfarrbezirk zu den Geburtstagen Kontakt zu Gemeindegliedern vor Ort aufzunehmen, sie zu besuchen, bzw. zu suchen, denn viele kommen nur zum Arbeiten in ihre ehemaligen Wohnungen, oder sind evakuiert. Manche auch dauerhaft weggezogen.
In ökumenischer Zusammenarbeit, zum Teil mit Ortsvereinen gibt es erste Gedenkfeiern in verschiedenen Stadtteilen oder Gegenden an der Ahr zum Teil mit Beteiligung oder auch ohne Beteiligung der Kirchen. Erste Helferfeste zum Teil in privater Organisation finden statt – auch die ersten Verkaufscontainer von Fleischer, Bäcker und Apotheker gibt es wieder.
Die Unterstützung durch Notfallseelsorger von draußen geht jetzt in die dritte Phase.
Bis Ende August gab es von Katholischer wie evangelischer Seite zusätzliches Personal, dass zentral verteilt wurde. Die Notfallseelsorge des Kreises Ahrweiler hat wieder ihr „normales“ Arbeitsfeld übernommen (Begleitung von Angehörigen bei Suizid, Überbringung von Todesnachrichten, Stabilisierung in besonderen Ereignissen wobei sie wieder von der Leitstelle in Koblenz dazu gerufen werden).
Leider gibt es auch die ersten Menschen im Tal, die ihr Leben wegen vermutlicher Aussichtslosigkeit beendet haben.
An verschiedenen Stellen der Stadt gibt es nicht nur Informationen, Nahrung und die Möglichkeit zu Duschen und Wäsche zu Waschen. Am Standort des zukünftigen Bethelhotels findet man sowohl diese Angebote als auch mehrere Zelte mit Hilfsgütern in Zusammenarbeit mit Kerit – dort ist sowohl unserer Gemeindeamt in einem Container zu finden, als auch ein Zelt der Pfadfinder, in dem es Kaffee und Gesprächsmöglichkeiten gibt.